Warum ich in der Baugruppe bin – Jana

Das ist mein Gemüsebeet. Noch ist nicht so viel zu sehen, alles ist noch im Wachsen und Werden. Gleichzeitig kann man schon erkennen, was für wunderbare Pflanzen aus der Erde sprießen. Die ersten Radieschen habe ich schon geerntet!  

 

So ähnlich ergeht es mir mit unserem Wohnprojekt. Das Samenkorn ist eingepflanzt und überall sprießt und grünt es. Ich kann mithelfen, die Erde aufzulockern, damit der Boden noch nahrhafter wird. 

 

Das Wohnprojekt kam im genau richtigen Moment meines Lebens zu mir. Ich habe mich gefragt (und tue es auch immer noch), wer ich sein und wie ich leben möchte. Möchte ich alles dem Zufall, den Umständen, wie sie gerade sind, überlassen, oder lenke ich mein Leben bewusst in eine andere Richtung?  

 

Wenn ich ehrlich bin, war es schon immer mein Traum, gemeinsam mit Freunden auf dem Land zu leben. Jeder in seinem eigenen Reich, aber dennoch alle zusammen. Dies hatte ich nur zwischenzeitlich aus den Augen verloren. Auch meine Freunde haben dies, denn bei allen kam irgendwie „das Leben dazwischen“: Kinder, Karriere, keine Zeit.  

 

Als Single im vierten Stock, Altbau, in der Großstadt zu leben, ist nun wahrlich nicht die schlechteste Alternative. Aber ist es wirklich MEIN LEBEN? Wenn ich etwas ändern möchte, wann, wenn nicht jetzt? 

 

Kurt Tucholsky hat es so ausgedrückt:

„Du gehst dein Leben lang

Auf tausend Straßen;

Du siehst auf deinem Gang,

Die dich vergaßen.

Ein Auge winkt,

Die Seele klingt;

Du hast‘s gefunden,

Nur für Sekunden...

Zwei fremde Augen,

ein kurzer Blick,

Die Braue, Pupillen, die Lider —

Was war das? Kein Mensch dreht die Zeit zurück...

Vorbei, verweht, nie wieder.“                                                                                                           

(aus: Augen in der Großstadt) 

 

Ich komme zurück zu meinem Gemüsebeet. Wenn ich dort in der Erde wühle, fühle ich mich der Natur ganz nah und kann am besten „bei mir ankommen“. Nun werd ich doch noch meinen Traum leben, indem ich mir einfach neue Menschen gesucht habe, die das gleiche wollen. Was könnte schöner sein! Ich freue mich auf die erste Ernte! 

 

– Jana